Es gibt immer einen Weg.
Für jedes Problem gibt es eine Lösung.
Und für jedes Hindernis gibt es Mittel, um sich darüber hinwegzusetzen.
Diese Erkenntnis ist nun wahrlich nicht neu; eine Binsenweisheit, wie man so schön sagt. Und doch gerät sie häufig genug in Vergessenheit, um immer mal wieder lautstark daran erinnern zu müssen. Auch Singer/Songwriter Tom Hugo hat entsprechende Erfahrungen gemacht, kann im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen und tut das auch auf: Auf seiner aktuellen Single „Open Up Your Eyes“ thematisiert er zwischen mitreißenden Melodiebögen und vertonter Eingängigkeit die Schönheit der Chance, die in jedem noch so ausweglos erscheinendem Augenblick schlummert. „Open your mind for new adventures“ heißt es da in einer Zeile – und es scheint fast so, als hätte Tom Hugo sich für seine ambitionierte Reise in den Pop-Olymp selbst beim Wort genommen.
Schon als kleines Kind hat der in Norwegen geborene Tom Hugo davon geträumt, die skandinavische Kälte seiner Heimat durch eine Karriere im gleißenden Scheinwerferlicht zum Schmelzen zu bringen. Familienfeste, Schulfeiern, erste Erfahrungen in eigenen Bands – man kommt nicht umhin, die ersten Schritte seiner künstlerischen Laufbahn als klassisch zu bezeichnen; und dabei wäre sie beinahe schon zu Ende gewesen, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Denn wie so viele andere Elternteile auch, hat Toms Vater anfänglich noch versucht, seinem Sohn den Traum von einer internationalen Musikerkarriere auszureden und ihn stattdessen auf die unbestreitbare Härte des wahren Lebens einzuschwören. Fast wäre ihm das auch gelungen, doch Toms Drang, die festgezurrten Fesseln der Bürgerlichkeit zu sprengen und sie gegen die Abenteuerlichkeit des unsicheren Lebens als Berufsmusiker zu tauschen, war einfach zu stark. Wie gesagt: Es gibt immer einen Weg. Und Tom Hugo hat ihn für sich gefunden.
Geführt hat ihn dieser Weg aus seiner norwegischen Heimatstadt Kristiansand in die Millionenmetropole Hamburg, wo der 31-jährige seit nunmehr vier Jahren seine kreativen Zelte aufgeschlagen hat. Und diese geografische Veränderung hat auch in seiner Kunst unüberhörbare Spuren hinterlassen. Nicht, dass er seine skandinavische Herkunft auf seinem aktuellen Debütalbum „Sundry Tales“ verleugnen würde, aber er lässt sich nicht einzig und allein darauf beschränken. Die Platte ist geprägt von einem greifbaren Vibe spürbarer Internationalität, ohne dabei jedoch Toms Anspruch außer Acht zu assen, eine persönliche Platte machen zu wollen.
„Dieser persönliche Aspekt hat die verschiedensten Ursprünge: Familiengeschichten, Beziehungsprobleme, Momente unfassbaren Glücks oder allumfassender Traurigkeit. Manchmal kommt dieser persönliche Aspekt aber auch dadurch zustande, dass ich mich in die Situation von Freunden hineinversetze und deren Gefühle in einen Song packe“, erklärt Tom seine Herangehensweise beim Schreiben neuer Stücke und fügt lachend hinzu: „Häufig verändere ich deren Erzählungen aber noch ein wenig oder füge eigene Erfahrungen hinzu, damit meine Freunde nachts auch weiterhin ruhig schlafen können und keine Angst davor haben müssen, dass ihre persönlichen Geschichten plötzlich vor der ganzen Welt ausgebreitet werden.“ Ein feiner Zug. Wahre Freundschaft eben.
Der inhaltlichen Vielfalt der Platte wird Tom Hugo auch auf musikalischer Ebene gerecht. Ein Umstand, der bereits im Albumtitel seine Entsprechung findet. „Ich habe die Platte ‚Sundry Tales’ genannt, weil das süße, kleine Wort ‚Sundry’ aus meiner Sicht sehr schön den Facettenreichtum zwischen den Songs beschreibt“, erklärt der leidenschaftliche Angler und passionierte Koch den Grund für die Namensgebung. „Was soll ich sagen, die Stücke sind wie die Tage in meinem Leben: Es gibt hoffnungsvolle und glückliche, aber auch traurige und schmerzvolle.“
Die Gefühlswelt von Tom Hugo ist so groß, sein musikalischer Schaffensdrang so stark und seine kreative Kraft so intensiv, dass er auch andere Künstler daran partizipieren lässt. Mitmusiker, denen er Ideen liefert, mit denen er kollaboriert und für die er genauso passioniert Stücke schreibt wie für sich selbst. Doch auch Tom Hugo profitiert im Zuge dessen von den Menschen um ihn herum; Musiker und Songwriter wie Emma Rohan aus London oder dem Amerikaner John Lewis Parker, der bereits erfolgreich mit Chicago und Dolly Parton zusammengearbeitet hat. Nicht zu vergessen die aufregende Zusammenarbeit mit Morten Harket von a-ha, dem Idol seiner Jugend und wichtiger Einfluss für Toms Verständnis von Popmusik. „Wenn ich mich mit anderen Songschreibern zusammentue, nehmen die Stücke stets eine andere Richtung, als wenn ich bloß alleine daran gearbeitet hätte. Es kommen andere Vorlieben, neue Einflüsse und Erfahrungen hinzu, und das hält die Songs stets spannend – für mich, aber auch für Andere.“ Und dieser Fakt hat zu einer Erweiterung seines musikalischen Horizonts geführt, die auch auf Toms Debütalbum zu hören ist – wenngleich er den Großteil der darauf enthaltene Stücke allein geschrieben hat.
Doch der stilistische und inhaltliche Facettenreichtum, der Austausch mit anderen Musikern und vor allem die ungebrochene Inbrunst, mit der Tom Hugo sich auf „Sundry Tales“ präsentiert, wäre ohne die permanente Kommunikation mit Künstlerkollegen sicherlich anders ausgefallen.
Vier lange Jahre hat Hugo an seinem Debüt gearbeitet. Vier Jahre, in deren Verlauf er durch verschiedene Lebensphasen gegangen ist und in denen die unterschiedlichsten stilistischen Einflüsse Einzug in den kreativen Schaffensprozess des gebürtigen Norwegers erhalten haben. Und das Ergebnis lässt sich hören. Natürlich. Und zwar nicht nur auf der besagten ersten Single „Open Up Your Eyes“, sondern auch in einem Stück wie dem mitreißenden „Wildest Man Alive“ – ein selbstironischer Song über Männlichkeit und Müttersöhnchen. Oder im treibenden „Be Somebody“, in dem Tom Hugo den Wunsch nach selbstverwirklichung thematisiert, der in jedem von uns schlummert. Ein Song, der wahnsinnig persönlich ist, weil er den wahren Grund für Toms künstlerisches Werken und Wirken umschreibt; gleichzeitig aber auch eine unabdingbare Allgemeingültigkeit besitzt, durch die sich jeder angesprochen fühlt; ein Stück, das trotz seiner Eingängigkeit durch die fröhlichen Harmonien zu Herzen geht und dennoch genug Leichtigkeit besitzt, um einen beschwingt über jeden noch so düsteren Tag zu retten.
Kein Wunder also, dass Tom den Begriff „Ohrwurm“ zu seinen deutschen Lieblingswörtern zählt. „Es gibt im Deutschen wirklich wahnsinnig viele coole Worte, aber ‚Ohrwurm’ finde ich besonders toll“, schwärmt Tom. „Das gibt es bei uns in Norwegen nämlich nicht.“
Doch wer nun in den Genuss von Toms Debütalbum „Sundry Tales“ kommt, der wird schnell feststellen, dass er diesen Begriff dermassen verinnerlicht hat, als hätte er ihn erfunden. Denn nur, weil das Wort in seinem Heimatland nicht existiert, heißt das noch lange nicht, dass er die Bedeutung dahinter nicht umsetzen könnte.
Wie hieß es eingangs doch so schön: Es gibt immer einen Weg.
Und der von Tom Hugo führt ganz steil nach oben. |