Foxes: Mit Charme & neuem Album
Wetten, dass euch Foxes schon mal beim Shopping begegnet ist? Im Sommer 2015 war die hochcharismatische, britische Sängerin und Songwriterin Foxes das Gesicht der "H&M Divided"-Kampagne und lieferte mit "Feet Don't Fail Me Now" auch den Song dazu. Mit der Single "Body Talk" sicherte sie sich zudem die siebte Hitsingle ihrer noch jungen Karriere in ihrer Heimat. Nun veröffentlicht die 26-Jährige mit "All I Need" ihr zweites Album, das neben "Body Talk" auch die Single "Better Love" enthält, die in Zusammenarbeit mit ihrem bewährten Songwriting Partner Jonny "Ghostwriter" Harris und Bastille-Frontmann Dan Smith entstanden war.
Kein typisches zweites Album - Das Songwriting fluppt
"'All I Need' war nicht das typische, zweite 'schwierige' Album, es fiel mir überhaupt nicht schwer, die Songs zu schreiben", erinnert sie sich. "Für das Songwriting des ersten Albums hat man quasi sein ganzes Leben Zeit, das zweite musste natürlich viel schneller gehen, ich brauchte ca. fünf Monate. Und ich muss sagen, dass ich auf diese Songs extrem stolz bin – mehr als auf alle Lieder zuvor, die ich geschrieben habe." Das Songwriting und die Aufnahmen fanden u.a. in Wales mit Jim Eliot (Ellie Goulding, Olly Murs etc.), in den USA mit Ex-Semisonic-Sänger Dan Wilson (Adele, P!nk, Birdy etc.) und London mit Jonny Harris statt. Wie das Ganze klingt, könnt ihr euch jetzt im aktuellen Foxes-Video zu "Amazing" anhören.
Bereits in ihrer Kindheit, die sie im südenglischen Southampton mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester verbrachte, wusste Louisa, dass sie irgendwann auf einer Bühne stehen wollte. Eigentlich war das der ganzen Familie klar, denn sie tat so gut wie nichts anderes als „aufzutreten“. „Ich war immer das Kind, das an Weihnachten auf dem Tisch stand und sang. Meiner ganzen Familie ging das ziemlich auf den Wecker. Ich sang ‚The Little Mermaid‘ und Celine Dion und alle lachten über mich“, erinnert sie sich. Diese von Musik bestimmte Kindheit brachte sie irgendwann dazu, sich eigene Songs auszudenken – und das möglicherweise sogar nachhaltiger als ihr bewusst ist. „Ich habe neulich einige alte Babyvideos gesehen und es war ziemlich seltsam, wie ich da auf dem Boden herumtolle und im Hintergrund läuft diese eigentümliche Musik, die gar nicht so unähnlich klingt wie das, was ich heute mache“, erklärt sie ein wenig schockiert. Die „eigentümliche Musik“ waren die Songs, die ihrer Mutter damals gefielen: Lieder von Björk, Kate Bush und Beth Gibbons von Portishead.
Offensichtlich speicherte die kleine Louisa Rose all diese Einflüsse (zur späteren Verwendung) in ihrem musikalischen Gedächtnis ab - zunächst gab es allerdings einige Durststrecken zu überstehen. „Als ich auf eine weiterführende Schule ging, gab es eigentlich keine Musik in meinem Leben, denn in dieser Zeit ist man sehr gefordert. Das war eine Phase, in der ich mir selbst nicht erlaubte, Musik zu machen“, sagt sie. Doch der Wunsch, mit Musik zu arbeiten, brannte nach wie vor in ihr.
Nachdem sie kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Karriere in der Beauty-Branche in Erwägung zu ziehen („Das machten alle und ich dachte mir: ‚ok, dann werde ich halt Kosmetikerin‘, man weiß ja, wie so was läuft. Aber Gott sei dank habe es nicht getan. Ich würde heute vermutlich irgendwelchen Frauen in Eastleigh den ganzen Tag Selbstbräuner aufsprühen.”), beschloss sie, sich in einen Musikkurs in London einzuschreiben. „Meine Schwester überredete mich, nach London zu kommen und auf ihrer Couch zu schlafen, damit ich diese Schule besuchen konnte“, erklärt sie. „Ich lebte aus Koffern und ging ihr ein Jahr lang auf die Nerven, ich besuchte die Musikschule und arbeitete in vielen Bars, dann machte ich noch ein Jahr Sofa-Hopping.“
Der Kurs an sich bot ihr zwar kaum Möglichkeiten, kreativ zu sein, liess aber in ihr den Wunsch reifen, nach neuen Gelegenheiten zu suchen, aufzutreten und ihre Songwriting-Skills zu schulen. „Ich bin bei vielen ‚Open Mic‘-Abenden aufgetreten, oft bestand das Publikum nur aus zwei Leuten, die so aussahen, als wenn sie gleich anfangen zu heulen“, lacht sie.
Und während sie gerade dabei war, ihr Selbstbewusstsein durch Live-Auftritte zu stählen, traf sie zufällig auf den Produzenten Ghostwriter, dem es gelang, etwas aus ihr heraus zu kitzeln, das sie noch keinen anderen Produzenten mitteilen konnte. „Ich sagte ihm, welche Sounds ich wollte und es machte einfach extrem viel Spaß. Wir trommelten z.B. mit Löffeln, um Sounds zu erzeugen. Er kam wirklich nicht wie ein Produzent rüber, der versucht, einen Hit zu machen.“ Zu diesem Zeitpunkt trat sie bereits unter dem Pseudonym Foxes auf, eine Name, der auf einen ihrer ganz frühen Songs zurückgeht und auch in einem verrückten Traum ihrer Mutter eine Rolle spielt, in dem Füchse die schönste Musik der Welt aufführen.
Einer der ersten Songs, an denen sie zusammen mit Ghostwriter arbeitete, war „Youth“, der zusammen mit dem filigranen „Home“ auf Soundcloud platziert wurde, um das allgemeine Feedback auszutesten. Und siehe da: nur wenige Tage später meldete sich das Label Neon Gold mit dem Wunsch, die beiden Songs als 7-inch Single zu veröffentlichen. „Ich war total aus dem Häuschen. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass wir Meetings mit ihnen hatten und sie die Songs veröffentlichten. Man hatte das Gefühl, dass es genau das Richtige war“, sagt sie lächelnd.
Neben „Youth“ und Home“ enthält das Foxes-Debütalbum, das den Titel „Glorious“ tragen wird, das raffinierte, schimmernden „Let Go For Tonight“, das in Zusammenarbeit mit Jessie Ware-Partner Kid Harpoon entstand. Ebenfalls auf dem Album enthalten sein wird das leicht TripHop-angehauchte „Echo“, das eine subtile Richtungsänderung in ihrem Songwriting andeutet. „Ich schreibe normalerweise keine Beziehungs-Songs, aber dieses Lied entstand nach einem Streit mit meinem Freund“, erklärt sie. „Es ist seltsam, denn es ist vermutlich der einzige Song, der auf dem Gefühl basiert, dass jemand den Glauben an eine Beziehung verloren hat. Der Text handelt von Menschen, die sich vornehmen, zu versuchen, eine Beziehung zu retten, bis nichts mehr davon übrig ist und immer noch daran festhalten, solange das Echo der Beziehung noch irgendwie wahrnehmbar ist. Es handelt von dem Gefühl, dass deine Beziehung zerfällt und der Partner bittet, doch noch einfach ein bisschen mehr daran zu glauben.“
Für Foxes ist Musik nicht nur ein Hobby oder eine Phase, die irgendwann vorüber sein wird. Es ist etwas, dass sie schon ihr ganzes Leben machen wollte - ohne dass ihr das immer bewusst war. Was sie auszeichnet, ist nicht der unermüdliche Versuch, die Welt auf sich aufmerksam zu machen - schließlich macht sie das bereits seit Tante Joans Weihnachtsparty. Im Gegenteil: ganz still und leise gelingt es ihr, dass man sich in ihre Songs verliebt. „Ich renne dem Ruhm nicht hinterher. Ich brauche diesen Teil überhaupt nicht, ich will einfach nur Musik machen“, erklärt sie nachdrücklich. „Und ich möchte diese Art von Musik für den Rest meines Lebens machen“.
Der Verlust der Kosmetik-Branche von Eastleigh ist ohne Zweifel ein Riesengewinn für die Popmusik. |