In der Vergangenheit der Popmusik gab es wenige solcher Geschichten, doch es gab sie - Man muss etwas wagen um zu verstehen, es versuchen, alles geben. Man muss sich stetig neu erfinden, darf nicht in Routine verfallen.
Bands wie „The Human League“ bewiesen dies und prägten die Zeit der Jahre von 1970 bis 1980 mit ihrem eigenen Sound. Es verwandelten sich elektronische Experimente in unwiderstehlichen Elektropop. Nick Cave lies den Punkrock hinter sich, um sich auf das Erbe von Joy Division stützend sänfteren Klängen zu widmen, während New Order auf ihre Faszination für maschinelle Disco-Klänge eingingen, erbarmungslos und kalt.
Es geht also um das „sich neu erfinden“. Für einige eine Herausforderung, für andere eine Notwendigkeit. Blitzerfolge, Respekt, ebenso wie Kritik durch die Öffentlichkeit, geschaffen durch den Widererkennungswert über die Grenzen hinaus.
Dies sind Motivation und Antrieb auch für AaRON, sich neu erfinden, keine bereits ausgetretenen Pfade gehen. Sie kreieren einen ganz eignen Sound mit extravaganten Variationen. Ob das schief gehen kann? Ohne Zweifel, wissen kann man es nie, aber man muss es wagen. Simon Buret und Oliver Coursier von Aaron sind kein gleiches Duo, dennoch verstehen sie sich intuitiv. Sie fassten den Entschluss ihres Neuanfangs zehn Jahre nach ihrer ersten Begegnung, um noch besser zu werden, um etwas zu wagen.
„We Cut The Night“: Der Titel lässt die Stimmung des Albums erahnen: Düster.
Dieses Album ist ein Stück Musik für die Menschen, die bei Nacht nicht still stehen, die umher wandeln, ob in Wirklichkeit oder in Ihrer Vorstellung. Je nach Stimmung kann man beobachten, diskutieren, lachen oder lauschen. Dem Lärm, Gesprächen, aber auch der Ruhe. Man setzt sich auf eine Bank oder in die Bar und geht wieder, ohne sich darum zu kümmern, wohin die Reise geht. All das ist „We Cut The Night“.
Die 10 Songs des Albums sind die Synthese zwischen dem Vergangen und dem Jetzt, gestützt auf den Rhythmus eines anderen Jahrhunderts, auf klassischen Arrangements, welche mit Retro-futuristischen Akzenten anbandeln. Das goldene Zeitalter mit einer gewissen Vorstellung von Pop im Kopf, den Blick jedoch in die Zukunft gerichtet.
Der Song gleichnamig dem Album (Blouson Noir) wird erfasst von einem Chor wiederkehrender, hypnotischer Rhythmen (der Klassische „Blouson Noir“, der Unwiderstehliche „The Leftovers“). Die Songs begegnen sich auf dem Album, in der Strophe, dem Refrain, dem Anfang. Sie begegnen dem Phantom von Marvin Gaye, dem Schatten von Depeche Mode. Ein Album, das durch seinen Minimalismus in den Bann zieht („Invisible Stains“ „2:22“), durch zurückhaltende Verse besticht ( „Ride on“ „Maybe on the Moon“), oder wo die Zeit still steht („Shades of Blue“), wo man ein Auge schliessen kann um besser zu fokussieren, oder auch beide um zu tanzen („Onassis“).
Produziert zwischen 2014 und 2015 im Studio von Oliver Coursier ist „We Cut The Night“ ein atmosphärisches Album des Vergangenen und des Neuen. Ein Album, welches den Schleier der Intimität fallen lässt, mit verwirrender Schamlosigkeit, das die Schwärze durch tausend Flammen glänzen lässt – ein Fest. Ein Fest, welchem wir in der schönsten Nacht unseres Lebens wieder begegnen werden.
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